Google Analytics 4: Lohnt sich der Umstieg?
Google Analytics 4 ist mehr als ein Update. Es ist eine komplett neue Plattform, die über kurz oder lang das alte Analytics ablösen wird. In diesem Artikel erfährst du, welche Analysen damit möglich sind und wie du mit Google Analytics 4 die Customer Journey besser verfolgen kannst.
Was genau ist Google Analytics 4? Ein umfassender Überblick
In den letzten Jahren gab es zwei Trends, die es zunehmend schwieriger machten das Verhalten von Website-Besuchern zu analysieren:
Fast alle Menschen nutzen heute mehrere Geräte, um online zu gehen und Kaufentscheidungen zu treffen. Sie entdecken ein interessantes Produkt auf dem Smartphone und wechseln später auf einen Laptop oder PC, um den Kauf abzuschließen. Bis jetzt gab es für Google keine Möglichkeit, solche Sprünge nachzuvollziehen.
Der zweite Trend betrifft den Datenschutz. Gesetze wie die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) geben dem Nutzer mehr Kontrolle über seine Daten und die Möglichkeit Tracking-Cookies abzuschalten. Hinzu kommt der verstärkte Einsatz von Ad-Blockern.
Das alte Google Analytics kann nur Daten analysieren, die es sehen kann. Ist das nicht mehr möglich, verschlechtert sich die Qualität der Analyse.
Google musste eine Möglichkeit finden, um möglichst anonym Daten auf verschiedenen Geräten zu sammeln und Lücken in den vorhandenen Datensätzen zu schließen.
Ereignisse ersetzen Website-Besuche
Das alte Analytics sammelt einfach Informationen und erstellt daraus Berichte. Anfangs begnügte es sich damit die Besucher einer Website zu ermitteln, später sammelte es auch Informationen über das verwendete Gerät, das Alter und Herkunftsland der Besucher, welchen Browser sie benutzen und dergleichen mehr. Am Ende konnte man auch bestimmte Ereignisse wie das Anklicken eines bestimmten Buttons oder Käufe im Online-Shop messen.
So lange die Nutzer nur ein Gerät nutzten, das Setzen von Cookies erlaubt war und nur eine URL als Datenquelle benötigt wurde, klappte das optimal. Den meisten Webseite-Betreibern reicht diese Art der Analyse nach wie vor völlig aus.
Aber die Zeiten ändern sich. Google Analytics 4 geht deshalb einen Schritt weiter und betrachtet alles, was der Besucher auf deiner Webseite macht als Ereignis. Ein Seitenaufruf ist ein Ereignis, ein Kauf ist ein Ereignis, ein Klick ist ein Ereignis. Auf diese Weise kann alles mögliche gemessen und analysiert werden, zum Beispiel bis zu welcher Stelle der Besucher einen Verkaufstrichter durchlaufen hat oder welches Level und wieviele Punkte er in einem Online-Spiel erreicht hat.
Obwohl dadurch erheblich mehr Daten anfallen, geht es in Google Analytics 4 nicht primär um das sammeln. Wichtiger ist die Auswertung. Es geht darum festzustellen, welche Geschäftsstrategien am schnellsten zum gewünschten Ziel führen. Welche Art der Werbung führt am ehesten zu einem Kauf? Welche Gruppe von Besuchern kauft am meisten? Welche am wenigsten? Wie sieht die komplette Customer Journey aus?
In Google Analytics 4 kannst du Ereignisse festlegen und mit individuellen Parametern ausstatten. Das ermöglicht die komplette Abbildung der Customer Journey. Hier ein Beispiel:
Der Besucher sieht sich dein Werbevideo auf YouTube an (Ereignis 1). Er macht das auf seinem Smartphone (Ereignis 2). Über einen Link gelangt er zum Online-Shop (Ereignis 3). Er schaut sich die Produkte an (Ereignis 4) und verlässt die Seite ohne etwas zu kaufen (Ereignis 5).
Drei Stunden später ruft er über seinen PC die Seite des Shops erneut auf (Ereignis 6) und kauft Sneaker der Marke Nike (Ereignis 7 mit Parameter), Schuhgröße 42 (weiterer Parameter für Ereignis 7). Außerdem abonniert er deinen Newsletter (Ereignis 8).
Weniger Tracking und trotzdem mehr Daten?
Doch wie schafft es Google Analytics 4 so viele Daten zu sammeln, ohne dabei gegen sämtliche Datenschutzverordnungen zu verstoßen?
GA 4 verabschiedet sich von Sitzungen und Cookies, stattdessen fokussiert sich das Tool auf den Nutzer und taggt ihn. Ein Besucher wird automatisch als „engagiert“ gekennzeichnet, wenn er länger als 10 Sekunden auf deiner Website verweilt, zwei oder mehr Seiten anschaut oder ein so genanntes Conversion-Event abschließt.
Die Engagement-Zeit wird nur gezählt, während die Webseite im Vordergrund ist. Gleiches gilt bei Apps. An die Stelle der Bounce Rate, die die Anzahl von Sitzungsabbrüchen zeigt, gibt es in Google Analytics 4 eine Engagement Rate, die das Engagement der Webseite-Besucher bewertet. Sie wird in Zukunft der wichtigste Messwert sein.
Stammbesucher, die sich auf der Website oder App einloggen, erhalten eine anonymisierte Nutzer-ID und können damit auch über mehrere Geräte hinweg verfolgt werden.
Bei Besuchern, die keine solche ID haben, war das bisher nicht möglich. Gelöst wird das Problem über die Google Signals. Sie ermöglichen das tracken auch ohne Nutzer-ID, sofern der Nutzer diesem Vorgang aktiv zustimmt.
Google Analytics 4 entscheidet in jedem Fall selbstständig, welche Methode der Identifizierung es wählt. Zuerst sucht es nach einer Nutzer-ID. Findet es keine, sucht es nach Daten aus Google Signals. Schlägt auch diese Methode fehl, verwendet es eine Standard-Client-ID.
Gibt es trotzdem Lücken in der Analyse, spielt Google Analytics 4 seine stärkste Karte aus: Integrierte künstliche Intelligenz. Sie kann Trends in den Daten erkennen und sogar das Verhalten des Nutzers und seine Aktionen vorhersagen.
Ein Beispiel dafür ist, dass Google Analytics 4 deine Einnahmen aus einer bestimmten Gruppe von Käufern vorhersagen kann. Es weiß auch, warum eine bestimmte Gruppe von Kunden eher konvertiert als andere. Das ermöglicht Onlineshop-Besitzern einen Blick in die Zukunft. Sie wissen schon im März wie hoch ihre Einnahmen im Juli sind.
Einrichten von Google Analytics 4
Um Google Analytics 4 zu verwenden, loggst du dich in deinem normalen Analytics-Konto ein und klickst auf „Verwaltung“. Unter den „Properties“ siehst du die neue Funktion „GA4 Setup Assistant“. Klicke im Bereich „I want to create a new Google Analytics 4 property“ auf „Erste Schritte“. Ein Assistent führt durch die Einrichtung.
Die weiteren Schritte hängen davon ab, auf welche Weise du bisher den Tracking-Code auf deiner Webseite eingebunden hast. In den meisten Fällen musst du nur ein paar Angaben bestätigen, die Analytics von der Webseite holt. Schlimmstenfalls verlangt Google das Einbinden eines neuen Tracking-Codes.
Zweigleisig in die Zukunft fahren
Deine alte Property bleibt beim Umsteigen auf Google Analytics 4 erhalten. Das ist sinnvoll, denn GA4 muss erstmal eine Zeit lang Daten sammeln, bevor es diese darstellen und auswerten kann.
Diese Zeit solltest du nutzen, um dich mit der neuen Benutzeroberfläche und den neuen Funktionen vertraut zu machen.
Im alten Analytics hast du viel Zeit damit verbracht zu lernen, was Sitzungen, Seitenaufrufe und Abbrüche sind. Du hast gelernt die Berichte zu verstehen und vielleicht hast du es sogar geschafft ein benutzerdefiniertes Tracking einzurichten und die Berichte so auszuwerten, dass du sie an dein Verkaufsteam weiterleiten kannst.
In Google Analytics 4 fängst du mit dem Lernen wieder ganz von vorne an. Es hat andere Tracking-Punkte und andere Metriken. Die Benutzeroberfläche sieht anders aus. Du wirst nicht einmal die gleichen Berichte wie im alten Analytics finden.
Versuche am besten, deine gewohnten Analytics-Berichte in Google Analytics 4 zu reproduzieren. Versuche die gleichen Datenpunkte in beiden Plattformen zu sehen. Das parallele Tracking ermöglicht es dir, die beiden Plattformen zu vergleichen und sicherzustellen, dass du auf beiden Plattformen die gleichen Daten erhältst.
Hast du beim Konfigurieren von Google Analytics 4 einen Fehler gemacht, oder fehlt dort eine Tracking-Funktion, erfasst das alte Analytics weiterhin alle wichtigen Daten.
Google wird das alte Analytics nicht von heute auf morgen abschalten. Sehr wahrscheinlich wird es dafür noch einige Zeit Updates geben. Neue Features werden aber nur noch für Google Analytics 4 entwickelt.
Aber irgendwann wird das alte Analytics definitiv verschwinden. Es hat uns mehr als 15 Jahre lang treu gedient und es ist an der Zeit, dass es neuen Technologien weicht.
Bis dahin hast du dich längst an die neue Plattform gewöhnt, erhältst weiterhin alle Daten und Berichte, die du brauchst und hast sie auch dann zur Verfügung, wenn Google dem alten Analytics den Todesstoß versetzt.
Zusammenfassung
Google Analytics 4 wird die Analyse von Websites und Besuchern gewaltig verändern. Im Kern misst das Tool Websites und Apps in einem ereignisgesteuerten Modell, bei dem Nutzer und ihre spezifischen Aktionen das primäre Reporting ausmachen – anstatt sich hauptsächlich auf Sessions und Seitenbesuche zu konzentrieren.
Weil es sich um eine neue Plattform handelt, kannst du dich in den kommenden Monaten höchstwahrscheinlich auf zahlreiche Updates und neue Funktionen freuen.
Du musst nicht sofort auf Google Analytics 4 umsteigen, zu lange bummeln solltest du aber auch nicht. Fahr zweigleisig und fange am besten sofort mit dem Tracking in GA4 an, während das alte Analytics weiter läuft. Verfeinere das Tracking in Google Analytics 4 und teste nach und nach die neuen Funktionen, bevor du endgültig umsteigst.
Erwarte anfangs nicht zuviel von der integrierten künstlichen Intelligenz. Auch sie braucht Zeit und einen Mindestbestand an vorhandenen Daten, bevor sie daraus lernen und ansehnliche Ergebnisse liefern kann.
Behalte unseren Blog im Auge für weitere Anleitungen zur Installation und Konfiguration von Google Analytics 4. Du kannst auch gerne unseren Newsletter abonnieren.
Welche Art von Anleitungen wünscht du dir für Google Analytics 4? Bist du von den neuen Funktionen begeistert? Lass es uns in den Kommentaren wissen!